Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft in Graz

Dreigliederung

 

 

 

 

 

 

Ein wesentlicher Grundzug der sozialen Dreigliederung
„In der französischen Revolution wurde erstmalig die Begriffe „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ ausgerufen.

Diese Begriffe hatten jedoch nur kurzzeitigen ideellen Wert.  Die Zeit zur Verwirklichung dieser Ideale in einem sozialen Ganzen war noch nicht reif.
Bei Rudolf Steiner bezieht sich die Freiheit auf das Geistesleben, die Gleichheit auf das Rechtsleben und die Brüderlichkeit auf das Wirtschaftsleben.
Diese drei Bereiche sollen so zusammenwirken, dass jeder aus seinen Bedingungen heraus arbeitet.  Der Mensch verbindet sich in jedem der drei Bereiche zu Gemeinschaften.
Jeder Mensch hat durch seine Bedürfnisse und Tätigkeiten Anteile am Geistesleben, am Rechtsleben und am Wirtschaftsleben.“

 

 

Leitsprüche über die Dreigliederung

 

 

Geistesleben

Rechtsleben Wirtschaftsleben
„Aus dem Geiste selber muss die Möglichkeit des Schaffens entstehen.“1
„Wir müssen wiederum aus dem bloß gedachten Geist zu dem schaffenden Geist den Weg finden. Das können wir nur, wenn wir aus dem staatlichen Geistesleben heraus das freie Geistesleben zu entwickeln suchen... “10
„Die Verwaltung des Eigentums so, dass es der Gesamtheit diene und dass gleichzeitig fähige Produzierende darüber verfügen können, muss zwischen Rechtsstaat und geistiger Organisation ermittelt werden…“2

„Das Wirtschaftsleben besteht aber aus drei Elementen. Es besteht aus Natur, Arbeit und Kapital. Das eigentlich Wirtschaftliche sind Warenproduktion, Warenzirkulation und Warenkonsum. Über die Arbeit* kommt das rechtliche-staatliche Element und über das Kapital das, was das Wirtschaftsleben geistig trägt.“3

Ein freies Geistesleben ermöglicht die umfassende Entwicklung der menschlichen Individualität in der Gesellschaft. Das kann nur in einem Bildungswesen gelingen, in dem eine Vielfalt von Lernmöglichkeiten und kulturellen Einrichtungen verfügbar ist. Rudolf Steiner schreibt in den Kernpunkten der sozialen Frage, dass der Eigentumsbegriff von Unternehmen eine Umwandlung erfahren muss. Das Unternehmen handelt im Dienste des sozialen Organismus und muss immer mit den individuellen Fähigkeiten der Menschen verbunden bleiben. Unternehmen gehören sich selbst und können nicht wie eine Ware veräußert werden.

Der Kapitalbegriff bezieht sich bei Rudolf Steiner auf dasjenige, was an geistiger Tätigkeit in das Wirtschaftsleben eingreift. „Kapital ist verwirklichter Geist“. Der Kapitalbegriff ist nicht mit dem Geldbegriff gleichzusetzen. Die Arbeitsverhältnisse der einzelnen der Menschen sind nicht durch das Wirtschaftsleben, sondern durch das Rechtsleben festzulegen.

„Wer nicht daran glauben kann, dass ein freies Geistesleben in dem Menschen solche Liebe erzeugt, der weiß eben nicht, dass die Abhängigkeit des Geisteslebens von Staat und Wirtschaft die Sucht nach persönlichem Gewinn hervorbringt, und dass diese Sucht nicht ein elementares Ergebnis der Menschennatur ist.“4 „Innerhalb des wirtschaftlichen Lebens darf sich nichts bewegen als Ware. Heute bewegt sich darin auch Besitz, das heißt eigentlich Recht. Man kann heute auch einfach Rechte kaufen. Mit der Arbeitskraft hat man ja auch das Recht der Verfügung über die Person. Mit dem Besitz von Produktionsmitteln, von Boden kauft man das Recht, darüber zu verfügen. Rechte kauft man. Rechte dürfen in der Zukunft nicht mehr gekauft werden; sie müssen vom Staate, … verwaltet werden, so dass jeder Mensch in der gleichen Weise teilhat an der Verwaltung.“5 Die Wirtschaftsorganisation wird Menschen mit gleichen Berufs- oder Konsum-
interessen oder mit in anderer Beziehung gleichen Bedürfnissen sich zu Genossenschaften zusammenschließen lassen, die im gegenseitigen Wechselverkehr die Gesamtwirtschaft zustande bringen. “
2
Die Überwindung des menschlichen Egoismus im Wirtschaftsleben ist bei Rudolf Steiner ein wesentliches Element. Diese anspruchsvolle Aufgabe kann nur durch eine Geistesströmung gelingen, in der die Arbeit aus Liebe für die Mitmenschen erfolgt. Dann wird das Wirtschaftsleben nicht mehr vom Egoismus und von Gewinnmaximierung angetrieben.   Um die Forderungen der Dreigliederung des sozialen Organismus verwirklichen zu können, müssen sich Menschengemeinschaften bilden, die in ihrem Wirken die Produktion, den Handel und die Konsumtion einbeziehen.  Durch dieses Zusammenwirken können soziale Prozesse in der Wirtschaftsorganisation entstehen. Keiner der drei Bereiche dominiert die anderen.

 

 

Leitsprüche über die Dreigliederung

 

 

Geistesleben

Rechtsleben Wirtschaftsleben
Geistiges Leben ist „alles dasjenige, was beruht auf der natürlichen Begabung des einzelnen menschlichen Individuums, ... sowohl der geistigen wie der physischen Begabung.“2 Recht und Macht: „Man hat in fast allen älteren Epochen durch Eroberungen begründete Rechtsverhältnisse, das heißt Vorrechte und Benachteiligungsrechte. Die Eroberer hatten den Boden in Besitz und waren deshalb die wirtschaftlich Starken.“6 Das Wirtschaftsleben besteht aus Warenerzeugung, Warenzirkulation und Warenkonsum. Wenn man Ware hingegeben hat, hat man im Geldzeichen ein Guthaben, bis man dafür wieder Ware hat. “7
Die natürlichen Begabungen der einzelnen Individualitäten sind zu erkennen und zu fördern. Oft ist heute der Sinn für das Individuelle nicht ausgebildet, die Bildungseinrichtungen fordern verbindliche Inhalte und Beurteilungen vom jungen Menschen. Doch das Gegenteil muss geschehen: die Talente müssen sich frei entfalten können. So wie wir die Luft nicht besitzen können und jeder Mensch ein Recht darauf hat, so hat auch jeder Mensch Anrecht auf Grund- und Boden.  Grund- und Boden kann nur zur Bearbeitung
oder zur wirtschaftlichen Nutzung verliehen werden und darf nicht als Ware gehandelt werden.

Aus der Arbeitsteilung im modernen Wirtschaftsleben hat sich das Geld als etwas Abstraktes herausgebildet, doch Geld ist notwendig damit der volkswirtschaftliche Prozess seinen Fortgang finden kann. „Geld ist realisierter Geist“. Gerade durch das Geld können die wirtschaftlichen Werte von einer Person auf die andere übertragen werden.
„Eine Geistesart, die nicht in Freiheit aus dem Leben des Geistes selbst sich entwickelt, sondern aus einer äußeren Organisation heraus, die weiß eben nicht was der Geist wirklich vermag. Sie sucht nach einer Leitung für ihn ... “8

„Rechte zwischen Produzenten, Händlern und Konsumenten bestehen in dem vom Warenaustausch ganz unabhängigen Verhältnis von Person zu Person. “2

Das Wirtschaftsleben erscheint äußerlich als das niedrigste Glied. Aber wir entwickeln dadurch unbewusst „die geistige Seite des Wirtschaftslebens.“ „Dieses Zusammen-gehörigkeitsgefühl in Brüderlichkeit mit den anderen Menschen“ ist darunter zu verstehen.“9

Für die Entwicklung des Bildungswesens waren im Mittelalter die Klöster zuständig. In den folgenden Jahrhunderten erfolgte die Erziehungstätigkeit vermehrt durch die Staatsorga-nisationen. Jetzt ist es an der Zeit, dass das Erziehungswesen die volle Emanzipation von der Staatsorganisation bekommt. Dann kann sich die Freiheit im Geistesleben verwirklichen.

Rudolf Steiner beschreibt, dass entstehendes Recht aus den Herzenskräften des Menschen entwickelt wird. Recht ergibt sich aus der Wirklichkeit dessen, was Menschen wollen. Dieses Verhältnis kann nicht durch ein von oben gegebenes Rechtverhältnis bestimmt werden. Ein modernes Wirtschaftsleben ist ohne Arbeitsteilung nicht vorstellbar. Ohne Arbeitsteilung wäre die Vielfalt des sozialen Lebens auf der Erde nicht möglich. In Krisensituationen sehen wir, wie wertvoll und wie wichtig dieses Füreinander-Arbeiten ist.

Quellenverzeichnis:
1 Vgl. Rudolf Steiner: Bausteine zu einer Erkenntnis …,  GA 175, Seite 338, Dornach 1982
2 Vgl. Rudolf Steiner: Die Kernpunkte der Sozialen Frage, GA 23,S. 111, S. 73, S. 63,Dornach 1976 (Tb)
3 Vgl. Rudolf Steiner: Wie wirkt man für den Impuls der Dreigliederung des sozialen Organismus, GA 338, Seite 63ff, Dornach 1986

4 Vgl. Rudolf Steiner: Aufsätze über die Dreigliederung, GA 24, Seite 51, Seite 247, Dornach 1982
5 Vgl. Rudolf Steiner: Neugestaltung des sozialen Organismus,  GA 330,  Seite 69f, Dornach 1963
6 Vgl. Rudolf Steiner: Aufsätze über die Dreigliederung,  GA 337a,  Seite 133, Dornach 1999

 
7 Vgl. Rudolf Steiner: Geisteswissenschaftliche Behandlung sozialer und pädagogischer Fragen, 
GA 192,  Vortrag 9.6.1919, Dornach 1991
8 Vgl. Rudolf Steiner: Aufsätze über die Dreigliederung,  GA 24,  Seite 247, Dornach 1982
9 Vgl. Rudolf Steiner: Der innere Aspekt des sozialen Rätsels , GA 193,  Seite 38, Dornach 1989
10 Vgl. Rudolf Steiner: Die Sendung Michaels, GA 194, Seite 223, Dornach 1983 

 

Anregungen zu diesen Leitsprüchen sind auf der Website des Institutes für soziale Dreigliederung in Berlin zu finden https://www.dreigliederung.de/  .

 

Geld und Wirtschaft

 

Wir g l a u b e n daher nur mehr an den Wert des Geldes, ein realer Deckungsfonds besteht nicht.

Was ist eigentlich Geld, wofür arbeite ich bzw. für wen arbeite ich?

Geld an sich arbeitet nicht, es arbeiten immer Menschen! Diese arbeiten aber nicht für sich selber sondern immer für Andere. Wir arbeiten daher immer nur für andere Menschen.

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