Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft in Graz

„Da:Sein“

Die von Karl_Heiomz Knigge gestaltete PlastikAm 7. Juli 2016 fand mit der Einweihung des Steines ein langjähriger Entwicklungs- und Arbeitsprozess ein Ende. Nun steht die Form auf dem Gelände der EVK direkt an der Straße, die von Raaba nach Graz führt. Kurz vor Weihnachten im Jahre 2002 gab Herr DI Peter Kerschhaggl den Auftrag, eine Form für seine Firma zu entwerfen. Die EVK entwickelt Geräte für die elektronische Materialerkennung und –trennung. Im Mai 2004 zeigte sich mir, nach einer langen Phase des Suchens, eine kleine plastische Skizze, die meiner inneren Fragestellung im Zusammenhang mit der Formfindung gerecht zu werden schien:

  • In welche geistigen Bereiche müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vordringen, um ihre Ideen zu schöpfen?
  • Welchen Kräften sind sie dabei ausgesetzt?
  • Was brauchen sie, um mit diesen Kräften umgehen zu können?

Zu Weihnachten 2006 war das von der Firma Kerschhaggl gesponserte Atelier auf dem Gelände der Freien Waldorfschule Graz fertig gestellt und im Mai 2007 begann meine Arbeit am Aflenzer Korallenkalkblock. Die plastische Skizze hatte ich zu einem Werkmodell mit der Gesamthöhe von 50 cm vergrößert und weiter ausgearbeitet. Dieses Modell war meine Arbeitsgrundlage. Im Laufe der nun folgenden intensiven Arbeit am Stein wurde mir bewusst, dass es bei der Form keinerlei Zufälligkeiten gab, sondern dass jede Fläche eine ganz spezielle Aussage und damit eine Bedeutung für die Gesamtform hatte. Auch wurde mir immer deutlicher,
dass es parallel zum äußeren Auftrag einen inneren Auftrag rein geistiger Natur gab. Die Fragen, die ich mir hinsichtlich der Formentwicklung gestellt hatte, waren auch und gerade im Hinblick auf die rasant vor sich
gehende technisch-elektronische Entwicklung zu Fragen geworden, die inzwischen eigentlich jeden Menschen betrafen:
Wo findet der Mensch, der auf der einen Seite konfrontiert ist mit allem, was materiell, elektronisch, untersinnlich ist, auf der anderen Seite mit einer immer stärker werdenden nach dem geistig-übersinnlichem hin strebenden Entwicklung (Esoterik), zwischen „Erdsucht“ und „Erdflucht“, seine Mitte, seinen Halt, seine Orientierung?

Die von Rudolf Steiner und Edith Maryon gestaltete PlastikZu dieser Frage hatte Rudolf Steiner bereits 1920 in Zusammenarbeit mit der Bildhauerin Edith Maryon eine Form entwickelt, die sogenannte "Dornacher Holzplastik". Diese 9 m hohe Skulptur stellt das Wirken der Kräfte und Mächte dar zwischen die der Mensch gestellt ist und derer er sich bewusst werden muss, wenn das Leben hier auf der Erde zu einer guten Entwicklung kommen soll.
Warum, so kann man fragen, hat sich die Arbeit am Stein über 9 Jahre hingezogen? Zum einen gab es den rein äußerlichen Grund, dass bei einer vollen Lehrverpflichtung als Werk- und Kunstlehrer eine Arbeit unter dem Schuljahr nur in den Ferienzeiten wirklich gut vonstattengehen konnte. Zum anderen hatten sowohl der Stein als auch ich Ruhezeiten nötig, in denen eine innere Weiterentwicklung stattfinden konnte. Ich hatte die Form in einem Moment aus der geistigen Welt heruntergeholt und musste jetzt Verständnis/Bewusstsein entwickeln für jede ihrer Flächen, die ich am Stein schlug. Nur so und in Gebet und Meditation konnte die Form zu ihrer Aufgabe heranreifen, so dass, als bei der feierlichen Einweihung mit den letzten Hammerschlägen am Stein, die Worte „Wirke und Bewirke“ erklangen, das Werk zum Wirken erweckt werden konnte.
Als ich zu guter Letzt gefragt war, der Form einen Namen zu geben, konnte ich nicht anders, als alles in die Worte „Da:Sein“ hinein zu komprimieren.

Karl-Heinz Knigge

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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